Die Allmacht Gottes


„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“ (apostolisches Glaubensbekenntnis).

Allmacht Gottes im beliebigen Sinn (z.B. folgendermaßen verstanden: Wenn Gott allmächtig ist, hätte er doch das Böse verhindern können/müssen) ist in der Bibel offensichtlich nicht gemeint.

Im Glaubensbekenntnis wird der Allmachts-Aussage die Erschaffung von Himmel und Erde zugeordnet. Daran zeigt sich schon signifikant, von welcher Art die Allmacht des biblischen Gottes durchgehend ist: Es ist die Allmacht, heillose Zustände in heilvolle Verhältnisse umzuwandeln (s.o. zu den Schöpfungsgeschichten); es ist die Allmacht, zu helfen, zu retten, zu heilen, selig zu machen; es ist die Allmacht, dem Teufel schließlich und endlich das Handwerk zu legen; es ist die Allmacht, Menschen aus ihren Sünden zu erlösen, sie aus Tod und Hölle zu befreien und einen neuen Himmel und eine neue Erde heraufzuführen. Es ist Allmacht im Sinn von Heilsmacht.

Zum biblischen Begriff von der Allmacht Gottes gehört aber dann auch, dass sich diese Allmacht immer wieder erst im Kampf durchsetzt und erweist,

– „am Anfang“ im Kampf des Schöpfers, der den Chaosmächten Himmel und Erde abringt;

– im Kampf des Christus gegen die Unheils-Mächte, der schließlich damit endet, dass er „alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat … Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod“ (1 Kor 15,24ff);

– am Ende etwa auch im Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen, zugleich im Kampf der christlichen Märtyrer, die ihr Leben nicht lieben bis hin zum Tod, wo es dann heißt: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus …“ (Offb 12,7ff).

Anmerkung: In diesem Sinn erkenne ich in der biblischen Weltsicht durchaus eine dualistische Konzeption.

Leserbrief an das Deutsche Pfarrerblatt (2019):

Zum Plädoyer von Dr. Jutta Koslowski: „Abschied nehmen vom allmächtigen Gott und neu glauben lernen“, möchte ich folgendes zu bedenken geben. 

Im Glaubensbekenntnis wird der Allmachts-Aussage die Erschaffung von Himmel und Erde zugeordnet. Daran zeigt sich schon signifikant, von welcher Art die Allmacht des biblischen Gottes durchgehend ist: Es ist die Allmacht, vorfindliche heillose Zustände in heilvolle Verhältnisse umzuwandeln: Aus Chaos wird Kosmos. Dazu ist anzumerken: Das Chaos, das in Gen 1,2 beschrieben wird („Und die Erde war wüst und leer …), ist der Weltzustand, den der Schöpfer vorfindet, und der nicht sein Werk ist. Der Schöpfungsakt beginnt eindeutig erst mit Gen 1,3 („Und Gott sprach: Es werde Licht! …“). Gen1,1 („Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“) ist nichts anderes als die Überschrift über das ganze Schöpfungskapitel und besagt keineswegs, dass Gott zunächst eine Welt im Zustand des Chaos geschaffen hätte. Die philosophische Frage, woher diese Chaos-Welt kommt, wird nicht beantwortet; diese Problematik ist für die theologische Aussage offensichtlich irrevelant.

Der biblische Allmachtsbegriff ist somit von vornherein soteriologisch definiert. Es ist dann des weiteren die Allmacht, zu helfen, zu retten, zu heilen, selig zu machen; es ist die Allmacht, dem Teufel schließlich und endlich das Handwerk zu legen; es ist die Allmacht, Menschen aus ihren Sünden zu erlösen, sie aus Tod und Hölle zu befreien und einen neuen Himmel und eine neue Erde heraufzuführen. Es ist Allmacht im Sinn von Heilsmacht. Vgl. Bonhoeffer: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.“

Diese Begriffsklärung bringt eine dualistische Komponente ins Spiel. Jutta Koslowski findet das nicht überzeugend. Aber die so verstandene Allmacht Gottes kann sich laut biblischer Auskunft tatsächlich nur prozesshaft bzw. vorerst nur punktuell (Wunder) durchsetzen und erweisen, im Vorgehen Gottes gegen entgegenstehende Mächte:

– „am Anfang“ im Kraftakt des Schöpfers, der den Chaosmächten Himmel und Erde abringt (Gen 1); der aus der Wüste ein Paradies macht (Gen 2);

– im Einsatz des Gottes Israels für das Überleben seines Volkes;

– im Kampf des Christus gegen die Unheils-Mächte, der schließlich damit endet, dass er „alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat … Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod“ (1 Kor 15,24ff);

– am Ende etwa auch im Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen, zugleich im Kampf der christlichen Märtyrer, die ihr Leben nicht lieben bis hin zum Tod, wo es dann heißt: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus …“ (Apk 12,7ff).

Fazit: Ich plädiere dafür, bei der Theodizee-Frage philosophische Aspekte getrost beiseite zu lassen und der Theologie Raum zu geben

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert