„So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will“ – Röm 9,18
(Predigt) „… Der unableitbaren Gnadenwahl, die Gott in seiner Gerechtigkeit vornimmt, steht gewissermaßen als Gegenstück gegenüber, dass er auch Menschen verstocken kann. Es besteht kein Zweifel, dass er es getan hat. Wir kennen den Fall des Pharao aus den Mosegeschichten. Wir erinnern uns, wie er Israel den Auszug aus Ägypten verweigerte. Wir erinnern uns an die Plagen, mit denen der Pharao und sein Land geschlagen wurden, und wie er sich dennoch immer neu auf den Widerstand gegen den Gott Israels versteifte. Es war nicht nur seine Entscheidung, die ihn so handeln ließ. Gott wollte ihn so. Gott brauchte ihn so. Gott hatte ihn zu diesem Zweck auf den Plan gerufen. Zu welchem Zweck? Um an ihm vor aller Augen zu demonstrieren, dass auch die Mächtigsten dieser Welt und auch ihr verbohrtester Widerstand nichts ausrichten können gegen seine Heilsmacht, mit der er sich seinen Auserwählten zuwenden will. ‚So erbarmt er sich nun, wessen er will und verstockt, wen er will.’
Das ist sicherlich eine schwere, eine äußerst sperrige Lektion für uns und für unser Denken, das gerade heute so sehr auf den Menschen und seine Möglichkeiten festgelegt ist. Aber auch in anderen Fällen ist es oft so, dass sich das zunächst Schwerverständliche und Sperrige als das Wahre herausstellt. Darum ist zu empfehlen, dass wir diese Aussage, die uns hier begegnet, aushalten.
Gott verstockt, wen er will – ließe sich das möglicherweise auch auf eine Erscheinung wie Hitler und seine Gefolgsleute anwenden? Auf die atheistischen Machthaber, die erklärten Kirchenfeinde des Kommunismus? Könnte es die zutreffende Erklärung, Deutung sein für die finstere Konsequenz, in der Menschen unter Einsatz aller Machtmittel ihren Weg gegen Gott gegangen sind, um dann vor aller Augen zu Schanden zu werden und im Abgrund zu enden? Der allerschwerste Gedanke in diesem Zusammenhang ist der: gilt es am Ende auch für die Juden, den anderen Teil des jüdischen Volks, der sich gegen Jesus gestellt hat – Gott verstockt, wen er will? …“ (vgl. Röm 11,25)