„Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen“ – 1 Kor 9,25
(Predigt) „… Wie ist das nun gemeint? Paulus selbst hat ein Beispiel dafür gegeben. Wir können es in diesem 9. Kapitel seines 1. Korintherbriefs nachlesen. Bei seinem Dienst in den Gemeinden verzichtet er darauf, sich verpflegen zu lassen – obwohl ihm das selbstverständlich zustünde. Weiter: Er legt sich den Verzicht auf die Ehe auf – obwohl auch er selbstverständlich das Recht auf Liebe und eheliche Gemeinschaft hätte. Weiter: Er verzichtet auf die Zahlung eines Gehalts – es wäre sein gutes Recht, ein Gehalt zu nehmen; aber er erarbeitet sich seinen Lebensunterhalt nebenher.
Warum das alles? Traut er sich nicht? Ist er seiner Sache nicht sicher? Ist er kein richtiger Apostel? Ist er ein verbogener, verklemmter Typ? Alles Quatsch, auch wenn einige in Korinth und auch manche Zeitgenossen heute solche bösartigen Vermutungen anstellten. Er tut es, damit er das Evangelium von Christus möglichst optimal weitergeben kann; dass die Menschen merken: hier erhalten wir wirklich etwas umsonst, ohne jede Gegenleistung, und der, der uns das bringt, ist ganz für uns da – ohne jede Abhaltung beispielsweise durch Ehe und Familie.
Ja, um dieses Evangeliums willen, so bezeugt Paulus weiter, ist er bereit, sich in besonderer Weise auf die jeweiligen Menschen einzustellen, mit denen er es zu tun hat. Er ist bereit, sich ihnen geradezu zum Knecht zu machen, nämlich ihre jeweilige Lebensform zu übernehmen, und das sieht völlig anders aus, je nach dem, ob er es mit Juden mit ihrem ganzen Gesetzes-Formalismus zu tun hat, oder mit Heiden, die davon völlig unberührt sind; je nachdem, ob er es mit starken Leuten zu tun hat, die alle möglichen Freuden und Genüsse mit ihrem Gewissen vereinbaren können, oder mit schwachen, für die – um es auf die heutige Zeit zu beziehen – jeder Zug an einer Zigarette schon Sünde ist. ‚Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.’ …“
(Predigt) „… Mit Leidenschaft setzt Paulus sich dafür ein, dass Christen ein Auge darauf haben, wie sie im Bereich des Materiellen und im Bereich des Leiblichen dem Evangelium optimal gerecht werden können.
Es ist damit also beispielsweise klar, dass die katholische Kirche mit der Ehelosigkeit ihrer Priester nicht so ganz falsch liegen kann, wie man oft tut. Der Zwang dabei ist falsch und auch so manche Begründung. Es ist beispielsweise klar, dass Ordensgemeinschaften, wie es sie inzwischen auch auf evangelischer Seite gibt, Ordensgemeinschaften, in denen dem Evangelium unentgeltlich gedient, in denen auf die Ehe verzichtet, und in denen das leibliche Leben auch sonst einer einschränkenden Ordnung unterzogen wird, dem Reich Gottes in der Welt in besonderer Weise Bahn brechen und so ein besonderer Segen für die Menschen sein können. Es ist klar, dass missionarische Dienstgruppen wie z.B. ‚Operation – Mobilisation’ dem Typus entsprechen, den Paulus hier vorstellt und selber darstellt. Dort stellen sich junge Menschen eine Zeitlang für einen missionarischen Dienst zur Verfügung und kommen dabei selbst für alle Kosten ihres Lebensunterhalts auf.
Wie kommt so etwas heute an? Auch heute wird es den Betreffenden oft übel ausgelegt. Ein Drewermann z.B. tut das meines Erachtens. Er sieht im Weg der katholischen Priesterschaft, ja, in jedem Menschenweg, auf dem dem Leib um Christi willen Opfer abverlangt werden, nur Verdrehung, Krankhaftes, nur Ausfluss eines unmenschlichen Systems und bringt es in Gegensatz zu Jesus, der das alles angeblich nie gewollt habe.
Lasst uns statt dessen auf Paulus hören, liebe Gemeinde. In seinem Leben und in seinem Zeugnis kommt Jesus Christus und niemand sonst zu Wort. Lasst uns neu offen werden für die Ausnahme, für den Sinn christlicher Ausnahme-Existenz. …“