Angst vor dem Tod


„… weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen …“ – 2 Kor 5,4

Beim Sterben wird der Mensch entkleidet, so geht es aus dem Zusammenhang dieser Stelle hervor: „Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte (‚Zelt’), abgebrochen wird …“ 5,1. Mit dem irdischen Haus ist offensichtlich der Leib, das leibliche Leben gemeint. Der Tod ist gleichbedeutend mit dem Abbruch dieses Hauses. Christen wissen, dass sie dann in einen „Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht“ einziehen dürfen. Damit kann nur der „geistliche Leib“ gemeint sein, von dem Paulus z.B. in 1 Kor 15,44 spricht.

Das ist ja tröstlich, und am allertröstlichsten wäre es, wenn wir mit der neuen, himmlischen Behausung beim Sterben augenblicklich überkleidet würden, „damit das Sterbliche verschlungen werde vom Leben“ (5,4). Danach sehnen wir uns. Das kann aber offensichtlich nicht sein. Vielmehr müssen sich auch Christen mit der Tatsache abfinden und sich darauf einstellen, dass sie im Tod zunächst entkleidet, ihrer Behausung beraubt, entleibt und damit „nackt befunden“ werden (5,3), schutzlos preisgegeben – eine höchst bedrängende, albtraumhafte Vorstellung. Das lässt sie seufzen und beschwert sein.

Damit klingt an, dass auch Christen trotz aller Heilsgewissheit Grund haben, den Tod zu fürchten und Grauen davor zu empfinden.

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