Ungeheuerlich


„Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe …“ – Matth 3,13

(Predigt) „… Die Taufe Jesu ist das Erste, was uns die Evangelien vom er­wachsenen Jesus bezeugen. Es ist sein erster Auftritt; ein programmatischer Auftritt, der sein Wirken einleitet und es im ganzen kennzeich­net. Jesus lässt sich taufen – na ja, denken wir vielleicht, ist eigentlich selbstverständlich. Bei uns allen, bei uns Christen kommt doch als erstes die Taufe, als Beginn unseres christlichen Lebens. Und das ist doch ein schönes Fest. Und so hat es eben auch bei Jesus mit dem schönen Fest der Taufe angefangen.

In Wirklichkeit, liebe Gemeinde, ist die Taufe Jesu ein ganz unglaublicher Vorgang! Man greift sich an den Kopf! Man meint: Nein, dazu darf es nun auf keinen Fall kom­men; das ist ein Unsinn, ein Widersinn, der verhindert werden muss! So jedenfalls geht es Johannes, dem Täufer, als Jesus an den Jordan kommt, um sich von ihm taufen zu lassen. …

Wer sich taufen lässt, möchte sterben, möchte im Wasser der Taufe untergehen mit seinem bisherigen, von der Sünde beherrschten Leben und durch Gottes Gnade ein neuer Mensch werden. Was, bitteschön, hat Jesus, der Herr, hier verloren? … …

Was geht hier vor, liebe Gemeinde? Etwas Ungeheuerliches, etwas Erschütterndes! Wir haben einen Herrn vom Himmel, Christus, der zunächst einmal Mensch geworden, Mensch gebo­ren ist in Jesus – das Wunder von Weihnachten. Wir haben einen Herrn, der zum Richter bestellt ist über alle Welt, wie Johannes zu Recht von ihm gesagt hat, der sich nun aber wunderbarerwei­se mit seiner Taufe im Jordan ausdrücklich zu denen stellt und einreiht unter die Verlorenen, die dem Gericht verfallen sind und Rettung suchen. Ja, er nimmt es auf sich, als Sünder dazustehen, den Übeltä­tern gleichgerechnet zu werden – wie es tatsächlich in den mes­sianischen Verheißungen geweissagt ist. Er lässt sich taufen wie ein Sünder, zusammen mit den Sündern, ja, vielleicht sogar für sie. Und in dieser seiner Taufe zeichnet sich schon ab, worauf es mit ihm hinauslaufen wird, das Ziel seines Weges: Er stellt sich darauf ein, den Tod des Sünders zu sterben – er, der ohne Sünde ist. …“

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