„So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ – Hebr 13,15
(Predigt, Erntedank) „Liebe Gemeinde, folgende kleine Geschichte habe ich dieser Tage gelesen. Mittagessen in der Familie. Kartoffeln dampfen auf dem Tisch. Kinder ziehen den Mund schief. ‚Schon wieder diese dummen Kartoffeln.’ Der Vater erzählt von früher: ‚Mit dem Handkarren zogen wir los. Zwölf Kilometer zu Fuß. Bauernhöfe klapperten wir ab. Aber das Ergebnis war mager. Nur ein bescheidenes Kartoffelsäcklein hat die Hamsteraktion gebracht. Hunger plagte uns, Bärenhunger.’ Die Buben hören aufmerksam zu. Fragend schauen sie über den Tisch: ‚Papa, war das vor oder nach Christus?’ Der Vater: ‚… Das war genau vor 50 Jahren. Nach dem schrecklichen Weltkrieg. In der französischen Besatzungszone. Wir wissen noch um das Danken. Wir wissen noch um den Erntedank. Wir wissen noch, dass ein voller Teller alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.’ Aber, denkt der Vater: Werden wir mit unseren Erzählungen von früher die Jungen überzeugen? Muss erst wieder eine Not kommen, damit sie das Danken lernen? Ja, sind wir Älteren selbst nicht längst auf dem besten Weg, das Danken zu verlernen und mit unseren ständig wachsenden Ansprüchen und unserer Unzufriedenheit? Jesus selbst muss uns die Augen dafür öffnen, Alten und Jungen, dass jede volle Schüssel eine Bescherung seiner Liebe, jede runde Kartoffel ein handfester Beweis seiner Fürsorge, jeder frische Apfel eine Kostprobe seines Könnens ist.
Die Botschaft aus dem Hebräerbrief ruft uns auf, Gott zu ehren mit unserem Opfer. Und zwar ist es ein zweifaches Opfer, das uns nahegelegt wird. Das eine Opfer wird genannt: Lob-Opfer. Am Erntedankfest zeigt sich, was der Altar in unseren Kirchen ursprünglich war und in gewisser Weise heute noch ist: die Stelle, an der wir unsere Opfergaben für Gott niederlegen; heute also Früchte aller Art, Blumen, verschiedenste Erzeugnisse – und wir nehmen dafür natürlich besonders schöne Exemplare; Opfergaben aus Dankbarkeit, zum Lob Gottes. Einen solchen Gottesdienst will Gott haben, einen Gottesdienst, in dem er gelobt wird für das Gute, das er uns gibt, für die Wunder, die er an uns tut. Am Erntedankfest kann dieses Lob-Opfer einmal sichtbare Formen annehmen. Und so, wie wir beim Anblick des Erntedankaltars staunen und uns freuen, beispielsweise an dem gewaltigen Brotlaib oder auch an dem lustigen Kürbis auf dem Klavier, so freut sich auch Gott sehr darüber, wenn wir dies alles ihm widmen.
Nach den Worten aus dem Hebräer-Brief sucht Gott heute, aber auch in allen anderen Gottesdiensten besonders eine Frucht, die wir ihm als Lobopfer darbringen, eine Frucht, die nicht sichtbar, aber dafür hörbar ist: die Frucht der Lippen, die den Jesus-Namen bekennen. Ja, so ist es: Gottes größte Gabe ist Jesus, unser Herr, unser Erlöser, der unseren Lebenshunger und Lebensdurst wahrhaftig stillt und uns das ewige Leben gibt. Und darum ist das höchste Lob, das wir Gott spenden können, auch heute und neben all den schönen Früchten aus Feld und Garten das Bekenntnis des Jesus-Namens….“