„Zu mir“


„Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden …“ – Jes 45,22

(Predigt, Konfirmation) „… ‚gerettet’ – jeder kann sich darunter etwas vorstellen. Jeder hat da schon seine Erlebnisse gehabt und seine Erfahrungen gemacht. Mir fiel z.B. der vergangene Donnerstag ein. Wir hatten auf diesen Tag unseren jährlichen Mitarbeiterausflug gelegt. Hauptat­traktion: vormittags eine zweistündige Kahnfahrt in einem Naturschutzgebiet am Rhein. Die Wetterprognosen waren niederschmetternd: Länger anhaltende Regenfälle. Wir beteten um Gelingen des Ausflugs, so oder so. Erstaunlicherweise war es dann vormittags trocken, mild, sogar freundlich. Als wir die Kähne verließen und den Bus bestiegen, fing es an zu regnen. Der Ausflug war gerettet! Oder ich denke zurück an einen Ur­laubstag auf der Insel Malta. In einer felsigen Badebucht, der St. Paul’s Bay, stieg ich ins Meer und genoss die Hochs und Tiefs in diesem natürli­chen Wellenbad. Zum Herauskommen, so dachte ich, brauche ich mich ja nur von einer Welle hochtragen lassen und mich dann an der Felskante festhal­ten. Denkste! Das Wasser riss mich jedesmal zurück in die Tiefe. Schließlich rief ich um Hilfe. Außer meiner Frau waren noch zwei junge Leute da. Es gelang ihnen beim dritten Mal, mich festzuhalten. Ich kam heraus, von oben bis unten aufge­schürft. Aber ich war gerettet. Oder ich denke zurück an einen von so manchen Beinaheunfällen, an denen ich schuldig oder mitschuldig gewesen wäre. Ich war Student. Wir waren zu dritt im VW-Käfer unterwegs in Österreich. Ich fuhr aus einem Parkgelände heraus auf eine Schnellstraße, um sie zu überqueren und würgte mitten auf der Fahrbahn den Motor ab. Mit weit über 100 km/h kam ein PKW auf uns zugerast. Der Fahrer brachte das schleudernde Auto gerade noch zwei/drei Meter vor uns zum Stehen. Er stieg aus, zitterte am ganzen Leib und machte mich dann fertig. Aber die Hauptsache war: wir waren gerettet, die im anderen Auto und wir! Ich denke auch zurück an meine Jugend­jahre, an die Konfirmandenzeit und später, wie ich mich da oft unglücklich, gelegentlich auch verzweifelt und immer wieder auch schuldig gefühlt habe, ja richtig verloren. Und wie ich dann in der Kirche oder auch sonst immer wieder diese Botschaft gehört habe, die Botschaft von Gott, von seiner Liebe, von Jesus Chri­stus und seiner Sendung und von der Einladung, an ihn zu glau­ben. Ich dachte lange: ach, ich werde schon selber mit meinen Problemen fertig werden. Aber eines Tages habe ich mich dann doch entschlossen, es einfach zu tun, meinen Stolz abzulegen, mich zu diesem Gott zu wenden und von ihm meine Rettung zu erbitten. Und ich kann sagen: das hat sich wirklich gelohnt. …

Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet’ – Gottes innerstes Wesen ist es, zu retten, Einzelne, ganze Völker, eine ganze Welt. … Auch wir haben erst vor 5 Jahren erlebt, wie ganze Völker, ein halber Kontinent, nämlich Osteuropa aus Unfreiheit und ideologischer Versklavung gerettet wurde – und das mit Gottes Hilfe, unter kirchlichem Einfluss. Als am vergan­genen Donnerstag der Papst seinen 75. Geburtstag beging, wurde an die Aussage erinnert, die kein Geringerer als der letzte Präsident der Sowjetunion, Gorbatschow, machte: Ohne den Papst und seinen Einfluss wären die gesamten Veränderungen in Osteuropa undenkbar gewesen. …

Das Bild auf unserem Gottesdienst-Blatt zeigt einen Rettungs­ring, der an einem Holzstapel hängt. … Ich möchte diesen Rettungsring heute auf den Retter deuten, den Gott uns und unserer Welt gegeben hat, z.B. die Farben.Weiß ist die Farbe der Reinheit und der himmlischen Herrlichkeit. Jesus Christus trägt die ganze Herrlichkeit Gottes in sich. Rot ist die Farbe der Liebe. Wie dieser Rettungsring rund­herum rot ist, so ist Jesus Christus ganz und gar durchdrungen von Liebe, von der Liebe, mit der Gott uns und noch viele retten will. So groß ist diese Liebe, dass Jesus Christus sogar sein Leben für uns gelassen und sein Blut für uns vergossen hat. Auch an dieses Blut, an das Blut des Lammes Gottes, möge uns die Farbe Rot erinnern. Und dann ist da noch die Leine. Wer weiß, wie lang sie ist! Und reißfest ist sie natürlich! Mit ihr wird der Ring ausge­worfen und dann samt dem, der sich an ihn geklammert hat, ans rettende Ufer gezogen. Die absolut reißfeste Leine Gottes ist riesenlang, sie reicht vom Himmel auf die Erde, sie reicht aus der heiligen Welt Gottes hinein in unsere Welt der Sünde, sie reicht weit hinaus auf das Meer unserer Schuld und Not, das uns verschlingen will, sie reicht auch dorthin, wo wir denken: hier draußen gibt es keine Rettung mehr. …“

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