Juden/Heiden


„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob“ – Röm 15,7

(Predigt) „…Das ist allerdings für uns immer wieder eine Aufgabe. Junge und Alte haben damit ihre Schwierigkeiten. Wenn ich z.B. an unsere Konfirmanden denke. Da kommen also 13jährige zu einer kirchlichen Gruppe zusammen. Sie kommen nicht nur aus verschiedenen Häusern und Familien, sondern auch aus verschiedenen Schulen, sie sind geprägt z.B. von unterschiedlichen Musikrichtungen, denen sie anhängen. Wie einer oder eine aussieht, spielt in diesem Alter eine große Rolle. So können sie sich z.B. endlos auslassen über die auffällig große Nase eines Jugendreferenten und geben ihm entsprechende Spitz- oder besser Unnamen. Auch miteinander gehen sie nicht gerade zimperlich um. Schon mit Blicken können sie einander aus dem Konzept bringen oder fertig machen. Letzte Woche in einer der beiden Gruppen war es: Jedes mal, wenn eine bestimmte Konfirmandin den Mund aufmachte und etwas sagen wollte, beffte sie einer von den Jungen an: Bist du blöd. Ja, und was die Jungen sagen und aussprechen, das verheben wir Erwachsenen vielleicht und denken es doch auch oft voneinander. …

Damals in der Gemeinde in Rom war das gegenseitige Annehmen auch eine Aufgabe. Zum einen standen sich gegenüber Schwache und Starke. Schwache, d.h. Christenmenschen mit einem eher ängstlichen Gewissen und eher gesetzlichem Denken, was nun einem Christen erlaubt sei und was nicht; Tendenz: Abgrenzung von der Welt. Starke, d.h. Christenmenschen, denen ihr Gewissen viel Unbeschwertheit und Freiheit ermöglichte; Tendenz: Freizügiger Umgang mit der Welt und ihren Möglichkeiten. …

Aber ein noch größerer Unterschied wirkte sich damals aus: In dieser Christengemeinde in Rom trafen Juden und Heiden aufeinander. Meine Güte! Die Juden gehörten doch schon immer zu Gottes Volk, Jahrhunderte einer Geschichte mit Gott, geprägt vom Gesetz, von einer Lebensordnung, die bis in den Alltag hinein sehr viel regelt, woran sie sich mit Eifer halten. Und auf der anderen Seite die Heiden-Menschen: Sie kommen aus der Gottlosigkeit, sind ahnungslos, gesetzlos. Vor und ohne Christus gab es keine Gemeinschaft zwischen beiden Menschengruppen. Jetzt gilt: Nehmt einander an, die ihr jetzt beide zu einer Gemeinde und Kirche gehört; nehmt einander an in eurer Unterschiedlichkeit und lasst euch darauf ein, dass diese Unterschiedlichkeit fortbestehen wird. Auch heute bei uns gibt es das: Menschen, die schon immer fromm waren und solche, die aus der Gottlosigkeit kommen. Jetzt gilt: Nehmt einander an, wie Christus uns angenommen hat. Ja, er hat beide, Juden und Heiden, Fromme und Unfromme angenommen, er hat beiden sein Heil geschenkt, er hat beide in seine Heilsgemeinde aufgenommen. …“

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