Stopp!


„Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der du richtest… “ – Röm 2,1

(Predigt, Buß- und Bettag)) „… Aus dem Zusammenhang geht klar hervor, dass der Mensch, der hier per ‚Du’ angeredet wird, der jüdische Mensch*) ist. Jawohl, ihn, den jüdischen Menschen, den jüdischen Frommen, nimmt Paulus sich nun, im 2. Kapitel seines Briefes an die Römer besonders vor und richtet an ihn diese eindringliche Bußpredigt.

Im 1. Kapitel hatte Paulus von der heidnischen Welt gesprochen. … …

Und genau dasselbe bekommen nun auch wir anständigen Bürger und frommen Leute zu hören. Wir, die wir uns auf unser kirchliches Herkommen berufen; wir, die wir uns immer wieder sagen lassen, was sich von Gott her gehört, und es auch im Sinn haben; wir, die wir uns auf einer ganz anderen moralischen Ebene sehen als diese aus den Fugen geratene neuheidnische Gesellschaft, wir gleichen diesen jüdischen, pharisäischen Menschen, die Paulus vor Augen hat, und wir werden von ihm nun besonders scharf angegangen.

‚Denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest.’ So lautet die schlagende Begründung. Ist es nicht wahr, liebe Gemeinde, dass wir, die wir so rechtschaffen tun, doch im gleichen Spital krank sind wie all die anderen, nur nicht so offenkundig? Dass auch wir unsere Aggressionen und Gelüste haben, unsere bösen und dunklen Regungen und sie vielleicht nur versteckter und raffinierter ausleben? Ist es nicht wahr, dass auch wir ängstlich und gierig auf unseren Vorteil aus sind und ggf. rücksichtslos vorgehen? Ist es nicht wahr, dass List und Tücke uns nicht fremd sind, und dass wir, wenn uns der Teufel am Wickel hat, alle erhabenen Grundsätze über Bord werfen?

… …

Worauf will das Ganze hinaus, liebe Gemeinde? Im 3. Kapitel wird Paulus es vollends klarstellen. Da wird er die Gerechtigkeit Gottes bezeugen, die durch den Glauben an Jesus Christus zu allen kommt, die glauben. Darauf will es hinaus, dass die einen wie die anderen, Juden wie Heiden, Kirchlich-Religiöse wie Gottlose, aber die Juden und die Kirchlich-Religiösen zuerst, umkehren, Buße tun. ‚Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott.’

Ja, darauf läuft’s hinaus, liebe Gemeinde, dass wir aufhören, andere zu richten, vielmehr alle miteinander Zuflucht nehmen bei Jesus Christus. Er ist für uns da, für die einen wie für die anderen. Alle können und sollen wir im Glauben an ihn offen werden für die Wahrheit und frei zu guten Werken.

Was heißt Buße tun? Buße tun heißt: umkehren in die offenen Arme Gottes. Es sind die offenen Arme unseres gekreuzigten Herrn. Da haben wir’s gut! Da ist uns geholfen, den einen wie den anderen! Was zögern wir noch, den entscheidenden Schritt der Buße zu tun – hin zu Jesus? Amen.“

*) vgl. Röm 2,17ff

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