Autorität


„Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und nimmt uns in Zucht …“ – Titus 2,11f

(Predigt) „… Die in Jesus erschienene Gnade Gottes ist eine Macht, eine Autorität, die uns und unser Leben gründlich verändert. Sie ‚nimmt uns in Zucht’ heißt es. Ein starker Ausdruck, aber er trifft zu. Was wir auf uns allein gestellt nie und nimmer hinbekommen – die Gnadenmacht Gottes, erschienen in Jesus Christus, bringt es zuwege: ‚dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben.’

‚In dieser Welt’ – heißt es betont, in dieser jetzigen Welt, die ist, wie sie ist, nämlich voller Gottlosigkeit und Gottverlassenheit, versklavt unter böse Leidenschaften. Nicht erst heute ist das so, aber auch und erst recht heute. Auch und gerade in unserer Gesellschaft werden die Menschen doch in zunehmendem Maß von Begierden beherrscht, und keiner kann da für sich garantieren. Das zeigt sich z.B. im massenhaften Auseinander-brechen der Ehen bei uns, immer öfter auch nach 20 und mehr Ehejahren. Ja, gerade da, wo Leidenschaft im guten Sinn ihren Platz hat, fallen die bösen Begierden ein und vereiteln Liebe und Treue, wie Gott sie haben will und wie sie allein dem Menschen dienlich wären. Auch die Aids-Seuche ist letztlich nichts anderes als ein schlimme Folge böser Begierde. Die vielen Drogentoten sprechen für sich. Wenn die Dämme einmal gebrochen sind, gibt es meist kein Halten mehr. Die ständig vermehrten Straftaten, Einbrüche z.B., zu denen es auch bei uns in Weilimdorf kommt – sie werden von vielleicht jungen Menschen verübt, die der Begierde nicht mehr widerstehen können, auch wenn sie darüber kriminell werden. Die entschuldigende These, dass der Mensch ein Opfer der Verhältnisse ist, in denen er leben muss, mag in manchen Fällen einiges für sich haben. Aber der Wirklichkeit näher scheint mir zu sein, dass der Mensch ein Opfer seiner eigenen bösen Begierden wird.

Was könnte aus unserer Gesellschaft werden, wenn den Menschen die heilsame Gnade, erschienen in Jesus Christus, wieder dringlicher nahegebracht würde, wenn sie sich wieder unter die heilige Autorität dieser Gnade bringen ließen? Da wird’s, wie gesagt, anders mit uns. Da werden wir so erhoben und so von oben, von Gott her beeinflusst, dass wir dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden absagen können. Da werden aus uns besonnene Menschen in einer Welt, die von einer Maßlosigkeit in die andere fällt. Menschen, die sich darauf besinnen, wo Gott sie hingestellt hat, und was Gott ihnen an diesem Platz und mit den Menschen, die da zu ihnen gehören, gegeben hat, Gaben und Aufgaben. Besonnene Menschen, denen klar ist und die es bejahen können, dass ihr Leben immer auch mit Belastungen verbunden sein wird. Wir leben schließlich nicht mehr und noch nicht im Paradies, auch wenn uns unser Wohlstand gelegentlich ein Schlaraffenland vorgaukelt, in dem alle Bedürfnisse augenblicklich gestillt werden. Da werden aus uns Menschen, die in dieser ungerechten Welt gerecht leben können, sich am Recht orientieren können, nach dem nämlich, was vor Gott recht ist, und dann muss sich alles Begehren mit Gottes Hilfe dem unterordnen. Da werden aus uns fromme Menschen, Menschen, die die Dinge ihres Lebens noch in eine andere Perspektive rücken können, Menschen, die Gott liebhaben und ihren Weg im vertrauensvollen Aufsehen zu ihm gehen können – auch durch Schwierigkeiten, auch durch Dunkelheiten, auch durch Enttäuschungen und Entbehrungen hindurch.

Da werden schließlich wartende Menschen aus uns, und das ist unserer Heiligabend-Botschaft einen Extra-Vers wert. Menschen, die sich nicht an diese jetzige Welt klammern müssen, als sei sie die einzige Wirklichkeit, als gäbe es Erfüllung für uns nur, soweit wir sie hier und jetzt erleben. Dieses letztere wird uns natürlich ständig eingeredet. Unter der Autorität der heilsamen Gnade werden Menschen aus uns, die nicht mehr scharf sind auf schale Ersatzbefriedigungen um jeden Preis, die statt dessen auf die kommende Welt Gottes ausgerichtet sind und von ihr und in ihr Leben in seiner wahren Fülle erwarten. Als solche Menschen warten wir, wie es hier heißt, ‚auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus.’ Seligkeit, Herrlichkeit – das ist uns verbindlich zugesagt, davon bekommen wir auch jetzt schon manchen Vorgeschmack. Die volle Verwirklichung steht uns noch bevor – dort im anderen Leben. …“

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