Zwei Frömmler


„Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden? …“ – Lk 13,23-30; 14,15-24

Wie ist diese Frage zu verstehen? Treibt diesen Menschen tatsächlich die Sorge um, dass nur wenige selig werden? Hat er Angst, selbst womöglich nicht dazu zu gehören?

Ich denke, es ist die Frage eines Frömmlers. Er rechnet damit und findet es auch in Ordnung, dass nur wenige selig werden. Das möchte er von Jesus bestätigt haben. Zugleich geht er davon aus, dass er selbst auf Grund seiner Frömmigkeit zu diesen wenigen gehören wird; auch das, so erwartet er, wird ihm Jesus bestätigen.

Jesus tut es nicht. Seine Antwort beginnt mit dem Aufruf: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht …“, gefolgt von Ankündigungen, dass viele, die gerne hineinkommen möchten (die selbstgerechten Frommen?!), nicht hineinkommen können – am Ende vom Hausherrn ausgeschlossen werden: „Ich kenne euch nicht“. Ja, Jesus muss die Menschen, zu denen der frömmelnde Fragesteller gehört, darauf vorbereiten, dass sie – möglicherweise – die Hinausgestoßenen sein werden, während andere – offensichtlich nun doch sehr viele! – „von Osten und von Westen, von Norden und von Süden … zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Bezeichnenderweise endet Jesus mit dem folgenden Hinweis, der das ganze Gespräch vollends ins rechte Licht rückt: „Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.“

Der Frömmler hat seine Lektion erhalten. Auch Lukas 14,15 meldet sich ein Frömmler bei Jesus zu Wort: „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!“ Auch ihm erteilt Jesus eine Lektion mit dem Gleichnis vom Großen Abendmahl, an dem schließlich niemand von den Geladenen teilnimmt, die sich alle entschuldigen lassen, dafür die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen.

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