Mythen


„Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln (‚mythois’) gefolgt – 2 Petr 1,16

(Predigt) „… Zu jeder Zeit werden Mythen produziert, auch solche, die sich an die christliche Botschaft anlehnen und die dadurch der Kirche besonders gefährlich werden. Dazu gehörte schon damals jene mythologische Weltschau, nach der sich eine lichte Welt des Geistes und eine finstere Welt des Stoffes, der Materie gegenüberstehen, und nach der der Mensch von seinem Ursprung her noch den Lichtfunken der geistigen Welt in sich trägt, der durch Erkenntnis der höheren Dinge wieder Strahlkraft gewinnen kann. Da gibt es dann auch einen Christus, der diese höheren Erkenntnisse vermittelt und den Menschen von Stufe zu Stufe emporführt, einem rein geistigen Sein entgegen.

Hier wird also eine zweifellos vorhandene Kraft, nämlich der Geist, das Geistige, mythisch überhöht, vergottet, und ein anderes Element, der Stoff, das Stoffliche mythisch herabgesetzt, verteufelt. Da wird Christus zum Geistwesen, das natürlich nicht einfach gleichgesetzt werden kann mit dem Menschen Jesus, der sich am Kreuz zu Tode geblutet hat. Da wird der Glaube unwichtig, ja, eine verächtliche Angelegenheit. Erkenntnis, Erkenntnis der geistigen Welt ist alles. Da braucht es kein Zunichtewerden des ganzen Menschen mehr, kein Sterben mit Christus um der Sünde willen. Der Tod betrifft nur den Körper, das Stoffliche; der geistige Mensch aber schreitet mit seinem geistigen Erlöser himmelan. Mythen sind es, die uns heute vergleichbar z.B. in der Anthroposophie begegnen …“

(Aus einer anderen Predigt mit Bezug auf eine Variante der anthroposophischen mythologischen Christus-Sicht) „… Ein Gespräch mit einem Stuttgarter Unternehmer war da sehr aufschlussreich für mich. Er bekannte, dass für ihn Christus und das Kreuzesgeschehen auf Golgatha alles bedeute. Zugleich ließ er erkennen, dass er gerade an dieser Stelle mit der Kirche nicht einig gehen könne und nahe daran sei, auszutreten. Denn aus seiner Sicht sei es so: Seit das Blut des Christus in die Erde geflossen sei, sei die Erde eine andere geworden, verwandelt. Mir wurde klar, dass für ihn dieses Blut offenbar eine besondere Substanz aus der höheren Welt, aus der Lichtwelt war, die nun durch ihr Einfließen in die Erde die niedere Stofflichkeit unserer Welt berührt, durchdrungen und sie wie bei einer chemischen Reaktion substanziell verwandelt hatte.“

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