Blüte


„Der von oben her kommt, ist über allen …“ – Joh 3,31ff

(Predigt) „… Wenn ich diesen Worten nachgehe, sie auf mich wirken lasse, ist es mir, als tue sich nach und nach eine Blüte vor mir auf, ein Christrose vielleicht. Nach und nach. Zuerst ahne ich nur etwas von ihrer Schönheit: ‚Der von oben her kommt, ist über allen’. Das klingt verheißungsvoll. Wir alle kommen doch von unten. Ich ahne Großes. Dann öffnet sich die Blüte schon etwas: ‚Der vom Himmel kommt, ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat’. Er hat also seine Ursprung im Himmel, dort, wohin wir uns sehnen; und er bringt von dort Unerhörtes mit, was er bezeugen kann. Die Blüte öffnet sich weiter, und schon gibt sie das Innere ihres Blütenkelchs frei: ‚Der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte’. Gott hat gesandt! Er ist nicht für sich geblieben; er hat diese Welt nicht sich selbst überlassen. Sein Gesandter ist erschienen, und was dieser sagt, ist tatsächlich Wort des lebendigen Gottes. Schließlich öffnet sich die Blüte vollends ganz, und ich darf ihr Innerstes schauen, die Narbe, den Stempel: ‚Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben’. Nun ist aus dem Gesandten ein Sohn geworden und aus dem sendenden Gott ein Vater, und zwischen beiden besteht eine innige Gemeinschaft. Sie hat zur Folge, dass der Vater alle seine Angelegenheiten dem Sohn übertragen hat. Ja, nun habe ich das Blütenwunder ganz vor Augen; kann mich darüber freuen, kann darüber staunen. Und mir kommt die Blume in den Sinn, von dem das Lied zum Christfest singt: ‚Das Blümelein so kleine, das duftet uns so süß; mit seinem hellen Scheine vertreibt’s die Finsternis: Wahr’ Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd und Tod.’“

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