Neueste jüdische Geschichte


„Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie …“ – Jes 35,3ff

(Predigt) „Wenn wir’s uns überlegen, lässt sich manches von dem, was hier gesagt ist, auf die neueste jüdische Geschichte in unserem Jahrhundert anwenden. … (50 Jahre Reichskristallnacht) … Eben dieses geschlagene, nach menschlichem Ermessen dem Untergang geweihte Volk wird nun von seinem Gott her gestärkt. Ihm wird zugesprochen: ‚Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.’ Hat der Gott Israels nicht auf spektakulär Weise eingegriffen zugunsten seines Volkes? 1948, nur drei Jahre nach dem Ende des Grauens, wurde der Staat Israel gegründet. Die große Mehrheit der Vereinten Nationen hatte diesen Akt befürwortet und stellte sich hinter den nach 2000 Jahren neu entstandenen jüdischen Staat. Ein wunderhafter Vorgang, der die Welt mit Recht in Staunen versetzt bis heute, geradezu eine Auferstehung von den Toten.

Wer dachte, was von diesem Volk übrig bleibt, könne nur noch schwach und behindert sein, der sah und sieht sich getäuscht. Gerade im Zusammenhang mit seiner Staatsgründung, seiner Behauptung, seinem Aufbau hat dieses jüdische Volk eine verblüffende Lebens- und Überlebenskraft bewiesen. ‚Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch …’ Vollends die Vitalität der jungen Leute im Land Israel ist ein Erlebnis!

Was ist aus dem Land selber geworden, in das die Juden seit etwa 100 Jahren vermehrt zurückgekehrt sind? Es präsentiert sich heute in verwandelter Gestalt. Jahrhundertlange Misswirtschaft führte zu einer weithin verödeten Steppenlandschaft. Daraus sind blühende Gärten und fruchtbare Felder geworden. ‚Wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen.’

Und es wird dort eine Bahn sein’, heißt es weiter, auf dem die Erlösten gehen. Auch in dieser Hinsicht hat sich für Israel Entscheidendes getan: Ein Weg ist offen geworden für diese Menschen, die in aller Welt zerstreut sind und oft so bedrängt wurden. Ein Weg ist gebaut, auf dem sie heim kommen können in ihr Land als Befreite, im Gegensatz zu vorher, wo man diesen armen Menschen alle Wege heraus aus den Orten des Schreckens verwehrt und verlegt hat.

Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen’. In Zion, also in Jerusalem, am Ort, an dem Gott einst Wohnung genommen hat im Heiligtum, im Tempel, sind sie am Ziel. Dorthin kommen zu dürfen mit Jauchzen – das ist die Erfüllung. Und die frommen Juden jauchzen tatsächlich, etwa wenn sie am Sabbat in Jerusalem zur Klagemauer, der Westmauer des ehemaligen Tempels ziehen. In Gruppen kommen sie dann daher, singend und tanzend.

Aber nun wissen wir zugleich, dass all dies und damit auch die Realisierung der zionistischen Idee keineswegs die Erfüllung dieser Verheißung bei Jesaja ist. Es sind allenfalls Vorstufen für das Eigentliche. ‚Die Erlösten des Herrn’ – wie können sie es sein, solange sie ihren Erlöser noch nicht erkannt haben und von seinen Heilsgaben noch nichts wissen? …

Wir erwarten vom 2. Advent Jesu Christi, dass wir endlich dort ankommen dürfen, wohin wir mit Jesus schon jetzt unterwegs sind. Wir sind unterwegs nach Zion, nicht nach einem Ort in dieser alten vergehenden Welt, sondern nach dem himmlischen Jerusalem, dem Mittelpunkt der neuen Welt Gottes. …“

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